Zerreißprobe
Jüdische Gemeinden Deutschlands im Umbruch

Die Sirenkos stammen aus Moskau, Mutter Regina war dort eine populäre Jazz- und Popsängerin, Vater Konstantin leitete ein Showensemble, die 15-jährige Tochter ist die einzige, die ein bisschen deutsch spricht. Jetzt wollen sie in Erfurt neu anfangen. Die Sirenkos verdanken ihren Neuanfang einer Forderung des Runden Tisches. Noch zu DDR-Zeiten wurde ein Gesetz erlassen, das es Juden aus der GUS erlaubte, nach Deutschland zu kommen. Die Regelung behielt auch nach der Wende Gültigkeit und so haben hunderttausende wie die Sirenkos die Koffer gepackt. Die anfängliche Freude in den jüdischen Gemeinden über den Mitgliederzuwachs ist inzwischen großer Ernüchterung gewichen. Viele jüdische Zuwanderer tauchen nie in der Gemeinde auf, oder die alte Gemeinde wird von den Neuen umgekrempelt. Konflikte sind an der Tagesordnung, bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Der Film dokumentiert die Situation in verschiedenen Gemeinden, befragt Vertreter jüdischen Lebens, wie Ignatz Bubis, und begleitet parallel die Sirenkos während ihrer ersten Wochen in Deutschland.

MDR, 30 min, 1997